Zahl der durch Lkw getöteten Radfahrer steigt
2018 sind bereits 15 Radfahrende bei Abbiegeunfällen mit Lkw getötet worden – der ADFC rechnet mit mindestens 40 Todesfällen in diesem Jahr.
Deshalb fordert er Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer in einem Brief dazu auf, den Straßenverkehr für alle sicher zu machen.
„Abbiegende Lkw sind eine Todesfalle für Radfahrende. In den ersten Monaten des Jahres müssen wir 15 durch Lkw getötete Radfahrer beklagen“, sagt ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork. Am 7. Mai kamen erneut zwei Radfahrerinnen durch abbiegende Lkw in Deutschland ums Leben. Deshalb fordert der ADFC Minister Scheuer in einem Brief an das Bundesverkehrsministerium (BMVI) auf, zum besseren Schutz von Radfahrern unverzüglich eine Task Force einzurichten.
Lkw-Hersteller in die Pflicht nehmen
Mit am Tisch sitzen müssen die Verkehrsministerkonferenz der Länder, die Hersteller von Lkw und Nachrüstsätzen, Speditionsverbände, die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV), die Unfallforschung der Versicherer (UDV), die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Vertreter von Städten und Gemeinden, des ADFC und des BMVI. Neben der verpflichtenden Einführung von Lkw-Abbiegeassistenten fordert der ADFC, dass alle Lkw-Hersteller schnell serienreife Fahrassistenzsysteme zum Schutz von Radfahrenden und Fußgängern entwickeln. Gleichzeitig müssen Infrastruktur und Ampelregelungen besser auf die Sicherheit von Radfahrenden abgestimmt werden.
Schwere LKW-Unfälle vor allem durch Kommunalfahrzeuge
Der ADFC hat 2012 den „Runden Tisch LKW-Abbiegeassistent“ beim Bundesverkehrsministerium initiiert. Die Vorgängerregierung hat Anforderungen und Prüfverfahren entwickeln lassen und hat die Forderung nach verpflichtenden LKW-Abbiegeassistenten bei der EU und der zuständigen UN-Behörde (UNECE) eingebracht. Doch seitdem ist die politische Durchsetzung ins Stocken geraten. Daimler hat seit knapp zwei Jahren ein entsprechendes System auf dem Markt, Mobileye bietet es auch zur Nachrüstung an. Selbst der Bundesverband Güterkraftverkehr fordert die Pflicht zum Einbau dieser Systeme. Trotzdem kommen Lkw-Abbiegeassistenten bisher freiwillig kaum zum Einsatz, weil die Speditionen sich das Geld lieber sparen. Ein Großteil der schweren Lkw-Unfälle geht auf das Konto von Kommunalfahrzeugen.
ADFC unterstützt Bundesratsinitiative
Der Bundesrat hatte Ende April über eine Initiative beraten, bei der es um den verpflichtenden Einbau von elektronischen Warnsystemen in Lkw ging, die schwere Unfälle mit Radfahrern und Fußgängern beim Abbiegen verhindern können. Der ADFC unterstützte den Antrag und forderte zusätzlich ein Sofortprogramm des Bundes für die Nachrüstung kommunaler Fahrzeuge.
Assistenzsysteme auf EU-Agenda bringen
Neben der Task Force fordert der ADFC den Bundesverkehrsminister in seinem Brief dazu auf, dafür zu sorgen, dass elektronische Lkw-Abbiegeassistenten in die neue Verkehrssicherheitsagenda der EU kommen. Die neue „General Safety Regulation“ wird von der EU-Kommission am 16. Mai 2018 vorgestellt. Lkw-Fahrassistenzsysteme sind bisher nicht vorgesehen.
Laut Unfallforschung der Versicherer (UDV) könnten durch die Abbiegeassistenten 60 Prozent der schweren Unfälle durch abbiegende Lkw verhindert werden. Siegfried Brockmann, Leiter der UDV, unterstützt die Forderungen des ADFC in vollem Umfang.
INFO: www.adfc.de/presse und https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/aktuell/nachrichten/lkw-abbiegeassistenzsysteme-im-bundesrat
AKTUALISIERT AM 17. MAI 2018:
Auf WeAct, der Petitionsplattform vom Campact, wurde eine Petiton gestartet, die sich an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wendet und dazu aufruft, Lkw-Abbiege-Assistenten verpflichtend einzuführen. Assistenzsysteme sind notwendig, um Leben zu retten, daher unterstützt der ADFC die Forderung mit dem Hinweis, dass zuverlässige System etwa 1.500 Euro kosten.